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Dezember 2008 Crash-Orgie unter Polizei-Aufsicht: Frau versucht auszuparken - 40.000 Euro Schaden
Eine Spur der Verwüstung hat eine 76 Jahre alte Autofahrerin trotz polizeilicher Hilfe beim Ausparken am Montag im schleswig-holsteinischen Großhansdorf hinterlassen. Die Dame beschädigte mit ihrem Wagen beim Rangieren ein halbes Dutzend Autos, eine Straßenlaterne, ein Verkehrsschild und einen Baum. Das teilte die Polizei Ratzeburg am Dienstag mit.

Sie war beim Manövrieren gegen einen parkenden Wagen gefahren. Daraufhin hatte die pflichtbewusste Frau einen Ordnungshüter zu Hilfe gerufen. "Nachdem der Polizeibeamte die Personalien aufgenommen hatte, bat die Autofahrerin ihn, doch die Straße abzusperren, bis sie aus der Parklücke ist", erklärte Polizeisprecherin Jana Kralisch. Während der hilfsbereite Polizist dies tat, touchierte die Frau mit ihrem Wagen zunächst einen Kleintransporter.

Dann ging es laut Polizeibericht erst richtig los: "Plötzlich gab sie Vollgas und raste rückwärts gegen eine Straßenlaterne. Bevor der Polizeibeamte eingreifen konnte, heulte der Motor schon wieder auf und sie fuhr mit eingeschlagenen Rädern weiter rückwärts und schob einen parkenden 3er BMW zur Seite gegen eine Linde. Völlig in Panik gab die Frau sofort wieder Gas, so dass sie im Rückwärtsgang einen Nissan Geländewagen gegen einen geparkten Mercedes Sprinter schob. Ein weiteres mal heulte der Motor auf und ihr Wagen rammte ein Verkehrszeichen, einen 5er BMW sowie ein Fahrzeug der Marke Volvo."

Die Großhansdorferin war nach diesen Kollisionen wohlauf und hatte sich nicht verletzt. Nach eigenen Angaben sei sie längere Zeit nicht mehr mit dem Auto gefahren und habe deshalb die Kontrolle über die Situation verloren, berichtete die Polizeidirektion Ratzeburg am Dienstag. Der Frau wurde die Weiterfahrt verboten. Der Gesamtschaden beträgt nach ersten Schätzungen mindestens 40.000 Euro.

Dezember 2008 Kinder spielen mit Bagger und Straßenwalze - 25.000 Euro Schaden
Einmal Baggerfahrer sein: Vier Kinder haben in Ismaning bei München einen Bagger und eine Straßenwalze gekapert und Schaden in Höhe von 25.000 Euro verursacht. Drei Buben und ein Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren fuhren nach Angaben der Münchner Polizei auf dem Gelände einer Baufirma mit Bagger und Walze herum und rammten sich gegenseitig. Die Schlüssel zu den Fahrzeugen hatten sie gefunden.

Ein 13 Jahre alter Baggerfahrer lud Kies in die Schaufel und versuchte, ihn über die Walze zu schütten, in der seine Freunde saßen. Als das nicht gelang, griff er zu härteren Mitteln und rammte erst die Walze, dann einen Traktor. Ein 12-Jähriger, der in einem dritten Bagger saß, filmte die Szene mit seinem Handy, bevor er mehrere Baufahrzeuge mit Graffiti verzierte. Die Kinder flüchteten, als ein Auto an dem Firmengelände anhielt. Der hektisch abgestellte Schaufelbagger rollte weiter und rammte einen anderen Bagger.

Pech für die Kinder: Ein Mitarbeiter der Baufirma fand am Montag den Geldbeutel eines 'Baggerfahrers'. Der 12 Jahre alte Schüler aus Ismaning und seine Freunde seien damit überführt worden, teilte die Polizei weiter mit.

September 2008 Falsch gelandet - Warum ein parkender Rettungshubschrauber angezeigt wurde
Es ist ein Spätsommertag, mittags, ein Viertel vor eins, als Horst-Werner Nilges auf der B 243 durch die Stadt Herzberg fährt. Er ist auf dem Heimweg, im Kopf formuliert er bereits Anzeige 5017, die er zu Hause schreiben will, denn Anzeigen schreiben ist ein Hobby von ihm. Da sieht er den Rettungshubschrauber, halb auf dem Gehweg an der vierspurigen B 243 landet er, die Rotorblätter rattern noch nach, eine Arztpraxis hat den Hubschrauber angefordert, ein Mann hatte einen Herzstillstand erlitten, muss schnellstmöglich in die Klinik nach Göttingen geflogen werden. Etwa 15 Minuten ist die Straße in Richtung Osterode abgesperrt.

Nilges steigt aus seinem Wagen, zieht seine Digitalkamera, eine Ricoh Caplio R4, macht ein knappes Dutzend Fotos. Drei Tage später setzt er sich an seinen Computer und schreibt ein Fax an den Leiter der Straßenverkehrsabteilung, Herrn Bündge. Er schreibt Anzeige 5017, es geht dabei eigentlich um einen Lieferwagen im Halteverbot, und weil er so gut dabei ist, gleich darunter: "Der Hubschrauber mit der Kennung D-HDRM 'parkte' zwischen 12:46 und 13:00 Uhr 'behindernd' im eingeschränkten Halteverbot/auf dem Gehweg und auf der B 243."

Dann klickt er auf "Senden" und macht sich im Bruchteil einer Sekunde zum unbeliebtesten Mann im Südharz. Das geschieht am 17. August 2008.

Heute sitzt Horst-Werner Nilges in seinem Kellerbüro, bemüht um Fassung. Hinter seinem Schreibtisch steht eine Reihe Aktenordner auf dem Boden, im Regal daneben stehen zwei Bücher, sie tragen die Titel "Die Lebenslügen der Juristen" und "Was Politiker und Wirtschaftsbosse unserem Land antun". Nilges ist 54 Jahre alt, ein wenig untersetzt, er trägt ein Karohemd, kein kleinkariertes, und während er erzählt, holt er eine Mappe mit Zeitungsausschnitten und Dokumenten von seinem Schreibtisch, die beweisen sollen, dass er recht hat.

Rund 20.000 Osteroder Falschparker, Gehwegblockierer und Telefonierer hat Nilges in den vergangenen vier Jahren zur Anzeige gebracht, heute kommt er im Schnitt auf zehn Anzeigen pro Tag. Nilges führt einen Privatkrieg für Recht und Ordnung, für das Große und Ganze, die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung. Die Stadt Osterode, 27.000 Einwohner, liegt im Harz, dem nördlichsten deutschen Mittelgebirge. Früher gehörte die Stadt zum Zonenrandgebiet, die Zone ist weg, das Randgebiet ist irgendwie geblieben. Die nächsten größeren Städte sind die quirlige Studentenstadt Göttingen, das behäbige Braunschweig. Dort ist das Leben.

In Osterode, an den dunklen Fichtenwäldern des Harzes, ist es immer etwas feuchter und kälter. Wer hier lebt, hält zusammen, man geht freundlich miteinander um, dreht nicht gleich durch. Ansonsten? Man muss sich abfinden. Zu den Dingen, mit denen sich die Osteroder abzufinden haben, gehört Horst Nilges. Sie nennen ihn nur noch "Knöllchen-Horst", und sie meinen es böser, als es klingt. 20.000 Anzeigen in vier Jahren, das macht einsam.

Am Anfang hat Eckhardt Bündge von der Straßenverkehrsabteilung Osterode es noch gut gefunden, dass endlich jemand gegen die Falschparker in der Fußgängerzone vorgegangen ist. Nilges hat das ermutigt. Er ist danach fast täglich durch die Stadt gestreift, durch Bahnhofstraße, Posthof, Herzberger Straße, getrieben wie ein Junkie der Straßenverkehrsordnung, hat Falschparker fotografiert und in seinem Keller Anzeigen geschrieben. Er ist Frührentner, er hat Zeit. Früher ist er mal Taxi gefahren. Er kennt sich aus im Straßenverkehr. "Dem Nilges geht es bei seinen Anzeigen um das Recht", beteuert Nilges. Er halte sich doch auch an die Regeln, weshalb sollten sie für die anderen nicht gelten? "Ich will die Menschen zu mehr Gesetzestreue erziehen", sagt er.

So begann die Osteroder Knöllchen-Spirale: Nilges hat angezeigt, die Osteroder haben auf dem Markt getratscht. Nilges hat wieder angezeigt, die Osteroder haben ihn in Karnevalsreden verspottet. Nilges hat immer noch angezeigt, die Osteroder haben wütende Leserbriefe in der Lokalzeitung geschrieben. Braunschweig und Göttingen haben Theater, Osterode hatte Knöllchen-Horst.

Doch dann kommt der 17. August, Nilges schreibt die Zeilen über den Hubschrauber im Halteverbot. Und damit ist er endgültig zu weit gegangen. Bündge kann kaum glauben, was er da in diesem Fax liest, und leitet es an seinen Vorgesetzten, den Landrat, weiter. Der gibt die Meldung an die Presse, Knöllchen-Horst hat den Bogen überspannt, und die Welt soll es wissen.

Und die Welt bekommt es zu wissen: Zeitungen und Fernsehteams berichten über "Knöllchen-Horst" als Phänotyp des deutschen Spießers, des unerträglichen Pedanten, für den Regeln mehr bedeuten als Menschlichkeit. Für die Osteroder ist der Spaß vorbei. Anonyme Anrufe gehen bei Nilges ein, Jugendliche bewerfen sein Haus mit Eiern, ein Leser schreibt an die Lokalzeitung "Harz Kurier", man solle Nilges in ein Entwicklungsland schicken. Die Osteroder, für die Zusammenhalt so wichtig ist, haben die Höchststrafe verhängt: Knöllchen-Horst wird verstoßen.

Vielleicht war die Hubschrauber-Geschichte nur ein Scherz, wie Nilges nun beteuert. Auf jeden Fall sitzt in seinem Keller ein verbitterter Mann und kramt aus seiner Mappe Papiere heraus, die alles beweisen sollen. Mein Gott, Nilges, habe Herr Bündge nach der Sache mit dem Hubschrauber zu ihm gesagt, zeigen Sie doch nicht jeden und alles immer gleich an, bringen Sie doch mehr Großmut auf. In der Straßenverkehrsordnung, sagt Nilges und tippt mit dem Zeigefinger auf seine Papiere, stehe nichts von Großmut.

März 2008 Unfallbilanz 2007 - So wenig Verkehrstote wie noch nie - aber mehr Verletzte
Die Zahl der Verkehrstoten ist laut aktueller ADAC-Prognose im Jahr 2007 auf 4.990 gesunken. Gegenüber 2006 entspricht dies einem Minus von zwei Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik. Trotz der überdurchschnittlich hohen Zahl an tödlich verunglückten Motorradfahrern in den ersten Monaten des Jahres kam es 2007 insgesamt zu einer positiven Bilanz. Erhöht hat sich jedoch die Anzahl der Unfälle generell. Sie stieg auf 2,29 Millionen, ein Plus von 2,6 Prozent. Die Zahl der Verletzten wuchs um 2,9 Prozent auf 440.000.
Februar 2008 Verkehrssünder - Registerrekord
Nie gab es so viele Verkehrssünder wie heute. 8,4 Millionen Menschen stehen im Verkehrszentralregister in Flensburg, knapp achzig Prozent davon Männer. Die werden relativ oft betrunken am Steuer erwischt, Frauen mißachten häufig die Vorfahrt. Über die Hälfte aller Eintragungen sind Tempoverstöße.
Januar 2008 Digitale Radarfalle - blitzschnell erkannt
Für Raser wird bald ein Albtraum wahr: Die Firma Vitron hat eine digitale Radarfalle zertifiziert, die unabhängig von Tageszeit und Wetter mehrere Tempoverstöße zugleich und in beiden Fahrtrichtungen blitzen kann. Das PoliScan-Speed-System ist zudem als Pfosten in der Fahrbahnmitte kaum zu erkennen.
Januar 2008
Reglerstab aus DDR-Zeiten feiert Comeback
Polizei setzt wieder auf leuchtenden Verkehrslotsen aus DDR-Zeiten - Mehr Sicherheit auf Kreuzungen
Dresden. Ältere Autofahrer in Sachsen werden künftig bei dichtem Verkehr oder nach Unfällen einem vertrauten Lichtzeichen begegnen. Im Freistaat setzen Polizisten ab Januar wieder flächendeckend den bereits aus DDR-Zeiten bekannten, schwarz-weißen Reglerstab ein. Bisher seien insgesamt 1.500 neu produzierte Leuchtstäbe aus dem Taschenlampenwerk Artas in Arnstadt in Thüringen auf die Streifenwagen verteilt worden, erklärt der Sprecher des Innenministeriums, Lothar Hofner.
Die moderne Version des Reglerstabs ist nach Herstellerangaben technisch ausgereifter als das Original. Während die vier Glühbirnen des Ursprungsmodells mit zwei R14-Batterien betrieben wurden, bringen mittlerweile sechs Leuchtdioden unter der transparenten Plastikverschalung den Stab zum Strahlen. Eine Arbeitsgruppe der sächsischen Polizei hatte gemeinsam mit der Firma das aktuelle Stabmodell entwickelt und dessen Funktionsfähigkeit getestet.
Laut Artas-Geschäftsführer Gunnar Schlamann wurde das optisch schlichte Schwarz-Weiß-Design vom Vorgänger weitgehend übernommen. Auch an den Abmessungen (Länge etwa 40 Zentimeter) habe sich nichts geändert. Die Firma habe bereits in den 1960er Jahren Reglerstäbe für die Volkspolizei gefertigt.
Um den Verkehr etwa bei einer ausgefallenen Ampelanlage zu regeln oder Fahrzeuge an einem Unfall vorbeizuleiten, besitze der Stab gegenüber der sonst üblichen rot-grünen Winkkelle Vorteile, urteilt der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Frank Conrad. Aufgrund des hellen, weißen Lichts seien die Polizisten von Verkehrsteilnehmern früher zu erkennen. Damit seien die Beamten bei nächtlichen Einsätzen oder in der Dämmerung besser geschützt. Es sei ein wichtiger Unterschied, ob sich Beamte mit dem weithin sichtbaren Reglerstab oder einer kleinen, schwach leuchtenden Kelle auf eine befahrene Kreuzung wagten.
Deshalb sei die Wiedereinführung bei der Polizei positiv aufgenommen worden, weiß Conrad. Schon lange vor dem Beschluß des Freistaats, die Polizei auf diese Weise besser auszurüsten, habe die Polizeidirektion Westsachsen.jährlich einen Wettbewerb veranstaltet, um den besten Beamten für den Bereich Verkehrsregelung zu ermitteln. Seit nunmehr acht Jahren bewürben sich jeweils etwa 30 Beamte um diesen Titel. Obwohl der leuchtende Zylinder nach der Wende 1990 nicht mehr verwendet wurde, seien nahezu alle Teilnehmer mit einem Reglerstab aus DDR-Zeiten zu dem Wettstreit angetreten.
Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums sind die Reglerstäbe nicht als Ersatz, sondern primär als Ergänzung zu der gebräuchlichen Kelle mit ihrem roten und grünen Blinklicht gedacht. Kein Polizist sei deshalb verpflichtet, den Stab auch verwenden zu müssen. Der Beamte könne je nach Situation entscheiden, ob er lieber zum länglichen Lichtstab oder zur rundlichen Kelle greift.
Sachsen ist damit bundesweit Vorreiter. In keinem anderen ostdeutschen Land ist bislang eine flächendeckende Wiedereinführung vorgesehen. In Sachsen-Anhalt sind die Stäbe indes zumindest zugelassen, in Thüringen werden sie nach Auskunft des Innenministeriums seit August 2007 getestet. Im Februar soll im Nachbarland eine Entscheidung über einen dauerhaften Einsatz fallen.